Dienstag, 6. November 2012


Dass das Thema „Kunst am Bau“ eigentlich nicht mehr aktuell ist, zeigt sich an den vielen anderen, spannenden Diskussionen, die momentan in Stadtplanung und Architektur geführt werden: von temporären Raumnutzungen über Methoden der Bürgerbeteiligung bis hin zu partizipativen Kunstprojekten und atmosphärischen Installationen.
Die Kreativgesellschaft versuchte mit ihrer Veranstaltung „Kunst am Bau 2.0“ heute Abend trotzdem, das Thema zu revitalisieren, mit mittelmäßigem Erfolg.
Zu Beginn des Vernetzungstreffens gab es die obligatorische historische Zusammenfassung: Architektur als Kunstform, die Ära des „Kunst am Bau“-Gesetzes und schlussendlich die Aufhebung dessen und die Phase der „Kunst im öffentlichen Raum“.
Bei der anschließenden Diskussion zeigte sich: Dass Architektur und Kunst eine Symbiose miteinander eingehen sollten, ist bei vielen anwesenden Architekten noch nicht angekommen, schlimmer noch: einige schienen mit dem Thema nicht einmal vertraut zu sein.
Als positives Beispiel einer solchen Symbiose wurde unter Anderem das Konzerthaus „Harpa“ in Reykjavík, Island genannt, dessen Decke aus einer kunstvollen Anreihung von Spiegelelementen besteht.

Das Konzerthaus "Harpa" in Reykjavík, Island

Was viele nicht wissen: Ähnlich wie andere teure Großprojekte, genannt sei hier aus gegebenem Anlass die Hamburger Elbphilharmonie, erfreute sich Harpa lange Zeit keiner großen Beliebtheit bei der isländischen Bevölkerung.
Die eigentlich aktuelle Frage der Architektur lautet also nicht, wie Kunst und Architektur sinnvoll und zum Vorteil aller miteinander vereinbart werden können - denn das moderne Architektur atmosphärisch arbeiten muss und dies durch die gezielte Zusammenarbeit mit Künstlern am besten gelingen kann, steht bei einem immer schneller und durch Digitalisierung weniger sinnlich werdenden Lebensalltag ausser Frage – sondern: Wie erreicht man eine größtmögliche Akzeptanz des Bauwerks in der Bevölkerung?
Die Antwort darauf kann nur lauten: durch Transparenz und Bügerbeteiligung.

Ein weiteres Beispiel: Es wurde angemerkt, dass Schüler das Beschmieren von Wänden in ihrer Schule unterlassen, wenn diese künstlerisch gestaltet sind. Eine anwesende Künstlerin versuchte darauf aufmerksam zu machen, dass sich in dem Vandalismus eine ungenutze kreative Kraft der Schüler zu Tage tritt. Die Überlegungen sollten also nicht dahin gehen, ob Künstler in die Gestaltung einer Schule integriert werden sollen, sondern wie Künstler und Pädagogen gemeinsam die Gestaltung der Schule durch die Schüler anleiten können.
Entsprechend des Titels ging die Diskussion an diesem Abend leider an diesen wichtigen Fragestellungen vorbei.

Ein sinnvolles Fazit des Themenabends gab es dann aber doch: Künstler und Architekten sind nicht gut genug miteinander vernetzt, wissen nicht, wie sie einander finden, miteinander kommunizieren und arbeiten sollen. Eine dafür geeignete Plattform zu schaffen ist eine spannende und sinnvolle Aufgabe für die Kreativgesellschaft. Werden dann noch Stadtplaner, Bauherren und Sozialarbeiter in die Diskussion aufgenommen, können wir in Zukunft hoffentlich bei entspannter Atmosphäre in angenehm gestalteten Bezirksamtsräumen darauf warten, dass unsere vor 2 Stunden gezogene Nummer aufgerufen wird.



Minzgeschmack - Dein Stadtteil braucht dich

2 Kommentare:

  1. Die Kunst&Kulturtage gibt es seit 1974 !!

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  2. Lieber Erich, dieser Artikel hat nichts mit den Kunst- und Kulturtagen zu tun! Bitte liess die Artikel, bevor du sie kommentierst.

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