Dass das Thema „Kunst am Bau“
eigentlich nicht mehr aktuell ist, zeigt sich an den vielen anderen,
spannenden Diskussionen, die momentan in Stadtplanung und Architektur
geführt werden: von temporären Raumnutzungen über Methoden der
Bürgerbeteiligung bis hin zu partizipativen Kunstprojekten und
atmosphärischen Installationen.
Die Kreativgesellschaft versuchte mit
ihrer Veranstaltung „Kunst am Bau 2.0“ heute Abend trotzdem, das
Thema zu revitalisieren, mit mittelmäßigem Erfolg.
Zu Beginn des Vernetzungstreffens gab
es die obligatorische historische Zusammenfassung: Architektur als
Kunstform, die Ära des „Kunst am Bau“-Gesetzes und
schlussendlich die Aufhebung dessen und die Phase der „Kunst im
öffentlichen Raum“.
Bei der anschließenden Diskussion
zeigte sich: Dass Architektur und Kunst eine Symbiose miteinander
eingehen sollten, ist bei vielen anwesenden Architekten noch nicht
angekommen, schlimmer noch: einige schienen mit dem Thema nicht
einmal vertraut zu sein.
Als positives Beispiel einer solchen
Symbiose wurde unter Anderem das Konzerthaus
„Harpa“ in Reykjavík, Island genannt, dessen Decke aus einer
kunstvollen Anreihung von Spiegelelementen besteht.
Das Konzerthaus "Harpa" in Reykjavík, Island
Was viele nicht wissen: Ähnlich wie
andere teure Großprojekte, genannt sei hier aus gegebenem Anlass die
Hamburger Elbphilharmonie, erfreute sich Harpa lange Zeit keiner
großen Beliebtheit bei der isländischen Bevölkerung.
Die eigentlich aktuelle Frage der
Architektur lautet also nicht, wie Kunst und Architektur sinnvoll und
zum Vorteil aller miteinander vereinbart werden können - denn das
moderne Architektur atmosphärisch arbeiten muss und dies durch die
gezielte Zusammenarbeit mit Künstlern am besten gelingen kann, steht
bei einem immer schneller und durch Digitalisierung weniger sinnlich
werdenden Lebensalltag ausser Frage – sondern: Wie erreicht man
eine größtmögliche Akzeptanz des Bauwerks in der Bevölkerung?
Die Antwort darauf kann nur lauten:
durch Transparenz und Bügerbeteiligung.
Ein weiteres Beispiel: Es wurde angemerkt, dass Schüler das
Beschmieren von Wänden in ihrer Schule unterlassen, wenn diese
künstlerisch gestaltet sind. Eine anwesende Künstlerin versuchte
darauf aufmerksam zu machen, dass sich in dem Vandalismus eine
ungenutze kreative Kraft der Schüler zu Tage tritt. Die Überlegungen
sollten also nicht dahin gehen, ob Künstler in die Gestaltung einer
Schule integriert werden sollen, sondern wie Künstler und Pädagogen
gemeinsam die Gestaltung der Schule durch die Schüler anleiten
können.
Entsprechend des Titels ging die
Diskussion an diesem Abend leider an diesen wichtigen Fragestellungen
vorbei.
Ein sinnvolles Fazit des Themenabends
gab es dann aber doch: Künstler und Architekten sind nicht gut genug
miteinander vernetzt, wissen nicht, wie sie einander finden,
miteinander kommunizieren und arbeiten sollen. Eine dafür geeignete
Plattform zu schaffen ist eine spannende und sinnvolle Aufgabe für
die Kreativgesellschaft. Werden dann noch Stadtplaner, Bauherren und
Sozialarbeiter in die Diskussion aufgenommen, können wir in Zukunft
hoffentlich bei entspannter Atmosphäre in angenehm gestalteten
Bezirksamtsräumen darauf warten, dass unsere vor 2 Stunden gezogene
Nummer aufgerufen wird.
Minzgeschmack - Dein Stadtteil braucht dich